TTouch

Komm her und streichle mich, das mag ich am Liebsten :-) !

Wusstest Du, dass man Streicheln auch als Heilungsmethode einsetzen kann ? Wie ?

Das möchte ich Dir in diesem Artikel erzählen….

Im Bereich der heilsamen Berührungen gibt es viele Ansätze wie Massage, Akupressur, Reiki und einiges mehr. Die bekannteste und speziell für Tiere entwickelte Therapie ist der Tellington-Touch, der zunehmend grössere Anerkennung und Verbreitung findet.

Linda Tellington-Jones, die lange Jahre die Methoden von Moshe Feldenkrais erlernte, fand mit erstaunlicher Intuition und buchstäblichem Fingerspitzengefühl eine Form von Berührung, die auf Tiere beruhigend wirkt, eine Kommunikation zwischen Tier und Mensch mit grossem Vertrauen schafft, seelische und körperliche Blockaden im Tier löst und den Gesundheitsprozess in Gang setzt.


Die Grundtechnik klingt einfach :

Mit den Fingern schiebt man die Haut des Tieres mit gleichem Druck im Kreis - und dies ziemlich langsam, von der 6-Uhr-Stellung eine volle Drehung und weiter bis zur 8-Uhr-Stellung, wobei man sich vorstellt, man würde die Finger auf dem Ziffernblatt einer Uhr kreisen lassen. Jeder Kreis dauert etwa zwei bis drei Sekunden. Dann wiederholt man einen solchen Kreis an einer anderen Stelle des Körpers. Kreisende Bewegungen auch der Ohren, der Beine und des Schwanzes sind das Geheimnis dieser Therapieform.

Durch die Berührung, so Linda Tellington-Jones, werde den Körperzellen eine Botschaft vermittelt. Die Zellen, die ein Lebewesen ausmachen, haben alle eine universelle "Intelligenz" gemeinsam. Jede Zelle weiss, wie sie der perfekte Teil einer Feder sein muss, eines Zweiges, einer Hand oder einer Pfote. Sie kennt ihre Aufgabe in dem speziellen Körperteil genauso wie ihre Funktion im Gesamtorganismus. Die Kreise des TTouch® scheinen einen Weg zu dieser Zell-Intelligenz zu vermitteln, schreibt sie in ihrem Buch : Der neue Weg im Umgang mit Tieren.

Um den TTouch® zu lernen, gibt es Kurse. Ein Selbststudium ist genauso möglich.

Und zum Ausprobieren hier paar Hinweise dazu:

Es gibt verschiedene Druckstärken, wobei bei einer Katze eher wenig Druck auszuüben ist. Stärkerer Druck ist für gut bemuskelte Tiere nötig. Die eine Hand hält das Tier, etwa unter dem Bauch oder der Brust. Die Finger der anderen Hand ziehen Kreise im Uhrzeigersinn, wie oben beschrieben. Bei kleinen Tieren genügt der Mittelfinger, bei grösseren Tieren werden auch Zeigefinger und Ringfinger eingesetzt. Daumen und kleiner Finger liegen nur auf. Die Fingergelenke sollten dabei nicht steif sein, sondern locker die Drehung mitmachen. Die Finger sollen dabei nicht über die Haut rutschen, sondern die Haut bewegen.

Wichtig für den Erfolg ist, dass sich der Mensch auf das Tier vollkommen einlässt, sich einstimmt und entspannt. Während er mit ihm arbeitet, darf er nicht vor lauter Anspannung das Atmen vergessen. Gut ist, bei der Behandlung beruhigend auf das Tier einzureden. Damit entspannt er sich auch selbst. Und schliesslich soll sich der Therapierende ganz auf seine Tätigkeit konzentrieren, ohne Erwartung, ganz offen sein für das, was geschieht und sich nicht darauf fixieren, dass jetzt etwas passieren MUSS. Denn mit dieser Erwartung blockiert er den Energiefluss zwischen ihm und dem Tier.

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Einige Anwendungsbeispiele


Waschbär TTouch ,Wolken-Leopard ...

Probiere es an Dir selbst aus, damit Du ein Gefühl dafür bekommst.
Versuche, dabei tief und ruhig zu atmen. Immer schön locker bleiben - nicht vor lauter Konzentration die Luft anhalten ! Mache es lieber "falsch" als Dich zu verkrampfen.

Beginne mit der rechten Hand, wenn Du Rechtshänder bist - obwohl das nicht unbedingt von Wichtigkeit ist. Du kannst auch wechseln.
Halte das Handgelenk locker und beweglich wie beim Klavierspielen. Vorher und zwischendurch ein wenig schütteln hilft wie Lockerungsübungen beim Turnen...
Lege nun Daumen und kleinen Finger zum Abstützen leicht (zunächst) auf Dein Übungsobjekt, z.B. den linken Arm - es darf auch eine geduldige Katze (Partner) sein, aber dann spürst Du den Unterschied zwischen TTouch und Massage nicht. Das aber ist wirklich wichtig !

Beschreibe mit den mittleren drei Fingern (bitte nicht die Nägel ins Fleisch bohren) einen 1 1/4 Kreis = stelle Dir eine Uhr vor, beginne bei Sechs und schiebe die Haut in einem vollen plus einem Viertelkreis mit leichtem Druck herum, d.h. über sechs einmal hinaus und bei neun aufhören.

Nimm alle Finger, wenn Dich das Auseinanderhalten anfangs aus dem Konzept bringt.
Solltest Du unversehens gegen den Uhrzeigersinn kreisen : kein Problem, Du kannst ständig oder zwischendurch immer mal wieder wechseln
Wichtig: Nur die Haut soll bewegt werden ! Nicht die darunter liegenden Gewebe und auch nicht mit den Fingern nur über die Haut streichen !!!! Trainiere das ein bisschen, dann bekommst Du ein Gefühl für die Druckstärke
Nach jedem Kreis die Finger/Hand leicht anheben - nicht durchgehend wie bei einer Massage
Je größer der Kreis oder die Stelle, desto stärker der Druck - Fingerabdrücke solltest Du jedenfalls keine hinterlassen
Je kleiner das Tier oder die Stelle (z.B. Kopf eines Jungtieres, Schnauze oder Lippen), desto weniger Finger verwendest Du. Keine Bange, es funktioniert auch nur mit einem !


Das ist nun eine ziemlich lange Beschreibung für einen flüchtigen Moment, der, wenn Du den "Dreh" erst mal heraus hast, so einfach ist wie Luftholen.

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Bevor ich nun einige für Katzen wesentlichen TTouches näher erläutere, möchte ich Dich und Deine Katze mit der Ohrenmassage bekannt machen, die sich besonders gut in die oben erwähnten Streichelsitzungen einbauen lässt:

Wir sitzen Face to Face und kraulen zuerst mit beiden Händen die Bäckchen. Während die Finger langsam fließend hinter die Ohren wandern, übernehmen die Daumenballen die Wangen-Massage und schon sind wir in der Grundposition:
Daumen an den Ohrinnenseiten, Zeige- oder Mittelfinger an den Außenohren streicheln wir mit sanften Strichen - als wäre es ein Blütenblatt - von unten nach oben. Ist ein zusätzlicher Berührungseffekt erwünscht, verstärkst Du an der Ohrspitze (=Schockpunkt) den Druck für einige Sekunden, bevor die Finger wieder zum Ohransatz gleiten uns so Streifen für Streifen von unten nach oben sachte massiert wird

Du kannst natürlich das Vorspiel auch lassen und Dich gleich an die Ohren machen - je nachdem, wie die Empfängerin es wünscht. Einfach ausprobieren. Wichtig ist die Leichtigkeit der Berührung, vor allem bei Katzen, die sich an den Ohren nicht so gern anfassen lassen. DAS lässt sich interessanterweise wieder durch die TTouches ändern, die Berührungsängste an sich verschwinden lassen können. Also kehren wir wieder zu den wundersamen Kreisen zurück....

Falls Mieze sich wundert, ob der "seltsamen" Streichler, beginne mit wenigen Kreisen und steigere sie langsam bis zu einer 15 Minuten Sitzung. Nicht länger. Entweder sie kann damit überhaupt nichts anfangen (Ausnahmen bestätigen die Regel - vielleicht aber hast Du kein Händchen dafür, weil die Methode Dich nicht wirklich anspricht ?) oder sie wird nach kurzer Zeit danach lechzen. Sollte Mieze dabei einschlafen, ist das zwar kein Schaden, trifft aber nicht ganz den Sinn. Nimm`s nicht tragisch, es soll ja auch Spaß machen.

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Der Wolken-Leopard ist der Basis TTouch und beschreibt die Leichtigkeit, mit der die Hand den Körper berührt. Den Druck leicht verstärken solltest Du nur bei blockierten oder verkrampften Tieren. Dann bitte viele kleine schnelle Kreise, bis die Spannung sich lockert. Die Handballen und die gesamte Daumenbreite liegen auf, von den vier Fingern nur das oberste Gelenk. Allein mit diesem TTouch kannst Du schon viel bewirken - Zahnfleisch TTouches z.B. (traue Dich nur !) beruhigen und nehmen kleinen Beißern die Lust am Menschenfleisch... arbeite Dich von den Bäckchen über die Schnurrhaarkissen vor und schiebe dann ein, zwei Finger unter die Lefzen.

Der liegende Leopard eignet sich gut für sensible Tiere, bei Schmerzen oder nach Verletzungen. Die Handaußenkanten liegen mit der ganzen Daumenballenaußenkante in einem Halbkreis auf, die vier Finger bis zum halben Gelenk, so dass die Handfläche eine leichte Wölbung ergibt. Auf diese Weise kannst Du auch um eine Verletzung herum ttouchen. Durch die größere Auflagefläche ergibt sich ein wärmerer Kontakt, der bei Berührungsängsten besser wirkt.

Manche Katzen empfinden den Druck der Fingerspitzen als zu intensiv, dann empfiehlt sich die Muschel, bei der die ganze Hand inclusive Finger mit der natürlichen Wölbung der Innenflächen aufliegt. Dadurch bietet sich der größtmögliche Wärmeaustausch, es entsteht ein angenehmes Gefühl, die Atmung verlangsamt sich und die Spannungen werden abgebaut.


Die Spinne ist trotz gedanklicher Aversionen ein sehr hilfreicher TTouch für Tiere, die z.B. Bürsten nicht ausstehen können. Starre Verhaltensmuster seelischen Ursprungs können durchbrochen und zusätzlich die Durchblutung angeregt werden.

Wir legen die Hände mit locker gespreizten, leicht gekrümmten Fingerspitzen nebeneinander. Die Daumen berühren einander und liegen leicht halb unter den Zeigefingern. Während die Finger vorwärts krabbeln, schieben die Daumen wie ein Pflug eine kleine Hautfalte vor sich her. So merkwürdig sich das anhören mag, aber Hautrollen wird von fast allen Katzen außerordentlich geschätzt.

Beim Waschbär-TTouch werden nur mit den Fingerkuppen und der Daumenaußenkante winzige Bewegungen mit kleinstmöglichem Druck zur Aktivierung von Nervenimpulsen oder zur schnellen Wundheilung eingesetzt. Auch Schwellungen (rundherum ttouchen) gehen leichter zurück.

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Noah`s langer Marsch:

Damit befinden wir uns wieder am Anfang, beim Streicheln. Allerdings ein wenig abgewandelt. Wir streicheln vom Kopf weg mit der voll aufliegenden Handfläche in langen festen Strichen über den ganzen Körper, ohne einen Teil auszulassen. Damit sollte jede Sitzung abgeschlossen werden.

Total verängstigte oder aggressive Tiere, die sich überhaupt nicht anfassen lassen, kannst Du mit einer langen Feder oder einem biegsamen Gummistöckchen - ja nachdem, wie viel Abstand Du einhalten musst - mit zarten Strichen über Kopf/Rücken/Schwanz, Körperseiten, Kehle, Brust und Beine - immer von oben nach unten! - so weit entspannen, bis sie Hautkontakt zulassen.
Zusätzliche verbale Beruhigung ("guuuut"), die Du mit der Atmung koordinierst, leistet gute Dienste.

Quelle: aus dem Buch TTouch für Katzen von Linda Tellington-Jones
 
Dies ist eine Unterseite des Katzenschutzbund Mönchengladbach e.V.